24. Feb. 2016
Vösendorf - Der geplante und bereits von der Landesregierung beschlossene Abschuss von
rund 19.700 Krähenvögeln in Kärnten sorgt auch beim Wiener Tierschutzverein für
enorme Empörung. Denn wieder einmal ist ein brutales Mittel die Antwort auf ein
Problem, das die Tiere zwar nicht verursacht haben, dafür aber als "Sündenbock"
herhalten müssen. "Es ist schlimm, wenn Menschen die wahren Ursachen von
Umweltschäden im großen Stil nicht nur nicht mehr ernsthaft zu beseitigen
versuchen, sondern sich stattdessen tierische "Sündenböcke" suchen. In Wien sind
es die Tauben, die offenbar an allem schuld sind, in Niederösterreich die Biber
und Otter und im Süden Österreichs die Krähen", sagt WTV-Präsidentin Madeleine
Petrovic. Die Kärntner Jägerschaft könne laut der WTV-Präsidentin noch so oft
beteuern, dass der Abschuss streng geregelt sei, das einzige Resultat das diese
Maßnahme bringen werde, sei unfassbares Tierleid. Doch Kärnten steht nicht
alleine da: auch in Oberösterreich ist ein ähnliches Massaker an Krähenvögeln
geplant.
"Dass der offenkundige, von Menschen verursachte Klimawandel und die
menschliche Überfluss- und Wegwerfwirtschaft zerstörerisch wirken, wird bewusst
verdrängt. Alle heute lebenden Tierarten haben über Millionen Jahre das
ökologische Gleichgewicht nicht gestört und gefährdet. Just jetzt, wo der Mensch
dem Gleichgewicht der Natur immer mehr zusetzt und mit einer immer intensiveren
Landwirtschaft die Grenzen, die uns die Vernunft und die Natur gebieten sollten,
permanent überschreitet, werden irgendwelche Tiere als "Schuldige" präsentiert
und gejagt", so Petrovic.
Das Argument, es gäbe einen Überbestand an Krähenvögeln, mit dem die Abschüsse
gerechtfertigt werden sollen, ist jedenfalls nicht haltbar. So strebt etwa die
Vogelschutzrichtlinie der EU den Schutz sämtlicher Vögel an, da sich der
Vogelbestand in Europa laufend reduziert. "Die Gründe hierfür sind Spritzmittel,
die fortschreitende Verbetonierung großer Flächen und eben diese "Sündenbock"-Jagden.
Anstatt dieses Alarmzeichen ernst zu nehmen, wird sofort, wenn irgendwo ein
Vogelbestand nicht gefährdet erscheint, zum Halali geblasen", so Petrovic.
Diskurs mit Tierschutz suchen
Es gäbe jedenfalls wesentliche humanere und tierfreundlichere Lösungen, um den
Bestand an Krähenvögeln zu reduzieren. "Die zuständigen Behörden sollten sich
mit Naturschützerinnen und Naturschützern und Vogelexpertinnen und -experten
verständigen und zunächst die vorgebrachten Behauptungen wissenschaftlich
überprüfen und dann Räume definieren, wo die Tiere erwünscht sind und ungestört
bleiben und wo unblutige Maßnahmen der Vergrämung statthaft sind", so Petrovic.
Gerade Krähen sind erstaunlich intelligent und suchen bevorzugt Räume und
Flächen auf, wo sie ungestört sind. In Kärnten gäbe zudem es genügend
Tierschutzvereine und Vogelexpertinnen und Vogelexperten, welche die Behörden
unterstützen würden, damit nicht ohne jede wissenschaftliche Grundlage sofort
auf Schrotflinten gesetzt werden müsse. "Die Botschaft ist alt, aber
goldrichtig: Erst, wenn ihr den letzten Baum gefällt, den letzten Fluss
vergiftet und die letzte Krähe abgeschossen habt, werdet ihr merken, dass sie
nicht die wahren Ursachen der Misere waren", so Petrovic abschließend.
Wiener Tierschutzverein